Bourbaki-Denkmal (AG)

Bourbaki-Denkmal (AG):
«Liberty» in New York, Viktoria in Birr

Erinnert an… in Schinznach verstorbene französische Soldaten der Bourbaki-Armee  

Eckdaten

Ort:Hinterdorfstrasse, 5242 Birr (AG)
Art:Ereignisdenkmal
Einweihung:1883
Grösse:Ca. 4 m
Material:Granit und Bronze

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Bei «Bourbaki» dürften viele zunächst das imposante Bourbaki-Panorama in Luzern denken. Das monumentale Rundgemälde von Edouard Castres erinnert an die Internierung von 87 000 Soldaten der französischen Ostarmee 1871 in der Schweiz, die wegen ihres früheren Generals Charles Denis Bourbaki (1816–1897) als «Bourbakis» oder «Bourbaki-Armee» bezeichnet wurden. Es zeigt eine hilfsbereite Schweizer Bevölkerung und begründet als ein Element den «Mythos» der humanitären Tradition der Schweiz mit.

Das Bourbaki-Denkmal im Kirchhof von Birr im Kanton Aargau ist wesentlich unscheinbarer. Es erinnert an 22 verstorbene französische Mitglieder der Bourbaki-Armee, die Anfang 1871 im benachbarten Kurort Schinznach Bad einquartiert waren. Gestiftet wurde das zunächst wenig auffällige Denkmal, ein Granit-Obelisk mit einer Inschrift und 22 Namensplaketten der Verstorbenen, von französischen Badegästen in Schinznach 1883.

Monumental in New York, intim in Birr

Das Denkmal von 1883 wäre wohl kaum überregional bekannt geworden, wäre es nicht zur Jahrhundertwende entscheidend erweitert worden. Der Elsässer Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi (1834–1904) schmückte das Mahnmal 1899 mit einer bronzenen Viktoria in Gestalt einer geflügelten weiblichen Göttin, mit abgebrochenem Schwert in der rechten und einem gesenkten Lorbeerkranz in der linken Hand. Bartholdis Werk wurde wesentlich durch seine Kriegserfahrung 1870 geprägt, als er die Besetzung des Elsass durch deutsche Truppen erlebte. Dies dürfte einer der Gründe gewesen sein, weshalb er sich gegen sein Lebensende dem Gedenken der Verstorbenen in Schinznach zuwandte und für diese eines seiner letzten Werke schuf.

Weltweit bekannt geworden ist Bartholdi jedoch nicht durch die Viktoria in Birr, sondern durch die 1886 eingeweihte monumentale Freiheitsstatue in New York, die mit ihren 46 Metern Höhe die damals grösste Statue der Welt war. In die Kategorie von Monumentalfiguren gehört auch der 1875–80 von Bartholdi geschaffene «Löwe von Belfort». Im Vergleich zu jenen beiden Monumenten wirkt die Victoria von Birr intimer. Angesichts der Symbolik des zerbrochenen Schwertes und des gesenkten Armes mag man sich fragen, ob hier anstelle eines Sieges – welcher Art auch immer – nicht eher die damit verbundene menschliche Tragödie zum Ausdruck gebracht wird.

Quellen

  • Arx, Bernhard von (2010): Konfrontation. Die Wahrheit über die Bourbaki-Legende, Zürich.
  • Brugg Regio: Webseite zum Bourbaki-Denkmal, (abgerufen am 01.02.2021).
  • Deicher, Patrick (2009): Die Internierung der Bourbaki-Armee 1871. Bewältigung einer humanitären Herausforderung als Beitrag zur Bildung der nationalen Identität, 3. überarb. Aufl., Luzern.
  • Kantonale Denkmalpflege Aargau: Online-Inventar-Eintrag zum Bourbaki-Denkmal, (abgerufen am 01.02.2021).
  • N.N. (2016): Die Flüchtlingskrise von 1871, in: Ennetbadener Post 4, S. 10–13, (abgerufen am 01.02.2021).

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Autor Dr. Beat Immenhauser
Dr. Beat Immenhauser
Stv. Generalsekretär SAGW
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