«Brahmsrösi» (BE)

«Brahmsrösi» (BE):
Das zeitlose Versinken in der Musik

In Erinnerung an... Johannes Brahms, deutscher Komponist und Sommergast in Thun

Eckdaten

Ort:Brahms-Quai, 3600 Thun (BE)
Art:Personendenkmal
Einweihung:1933
Material:Bronze

Zum Denkmal

Als Symbol für das zeitlose Versinken in der Musik ist die «Lauschende Mädchenfigur» eine Hommage an den deutschen Komponisten Johannes Brahms, der zwischen 1886 und 1889 seine Sommer in Thun verbrachte und hier Inspiration für die Entstehung und Vollendung einiger seiner grossen musikalischen Werke fand.

1933 durfte die Stadt Thun am Brahmsquai die Lauschende Mädchenfigur begrüssen, geschaffen vom Zürcher Bildhauer Hermann Hubacher. Da die Bronze im Laufe der Zeit durch den Regen verwitterte, wurde die Statue 2012 vorübergehend aus dem öffentlichen Raum entfernt und zur Restaurierung in die Hände von Roger Bertsch gegeben.

Der Kosename «Brahmsrösi», den die Bewohner der Stadt der Mädchenfigur gaben, zeugt von ihrer Zuneigung und Verbundenheit mit dem Denkmal zu Ehren von Johannes Brahms. Initiiert wurde dieses nach dem Abriss des Hauses, in dem der deutsche Komponist gewohnt hatte und an dem eine Gedenktafel angebracht worden war.

Ruhe und Inspiration am Seeufer

Zu Lebzeiten stark mit der Schweiz verbunden, verliebte sich Brahms in die Stadt Thun und suchte dort in den Sommern 1886 bis 1889 Zuflucht. Diese Aufenthalte am See gaben ihm die nötige Ruhe und Inspiration, um seine grossen zeitlosen musikalischen Werke zu schaffen und zu vollenden, wie die Sonate Nr. 2 in A-Dur oder seine «Fest- und Gedenksprüche» für drei A-Cappella-Chöre. 

Für ein Denkmal, das einem so berühmten Künstler wie Brahms gewidmet ist, widerspricht das Monument allen Erwartungen, da es weder den Mann noch ein Instrument oder eine Partitur zeigt, die an seine Kunst erinnern würden. Brahmsrösi ist in der Tat ein weiblicher Akt, stehend, mit geschlossenen Augen und der linken Hand lauschend am Ohr. Sie streckt ihren rechten Arm nach vorne, mit der Handfläche nach oben – in einer Bewegung, die den Wunsch symbolisiert, die Zeit anzuhalten. Symbol des aufmerksamen Zuhörens, zeigt sie sich dem Betrachter in einem Moment der Hingabe an das musikalische Werk, inmitten des Lärms der Welt.

Die unsterbliche Kraft der Musik

Die Lauschende Mädchenfigur weist darauf hin, dass Brahms' Genie durch die Rezeption seines musikalischen Werkes in Thun noch sehr präsent ist. Es scheint uns auch daran zu erinnern, dass die Kraft der Musik als Kunst per Definition daraus besteht, lebendig und doch unsterblich zu sein – im Gegensatz zur Hülle jenes Geistes, der sie schafft. Sie erinnert uns auch an die fast magische Dimension aller «ästhetischen Erfahrung», die nach dem Philosophen Jean-Marie Schaeffer mit keiner anderen Form der Erfahrung vergleichbar ist. Es ist daher schwer vorstellbar, dass Brahmsrösi eines Tages nicht mehr «im Zeitgeist» sein wird.

Quellen

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Autorin Elodie Lopez
Elodie Lopez
Wissenschaftliche Mitarbeiterin SAGW
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