Bubenberg-Denkmal (BE)

Bubenberg-Denkmal (BE):
Die Metamorphose eines Aristokraten

Erinnert an… Adrian von Bubenberg (1424–1479), den Verteidiger von Murten in den Burgunderkriegen und Tugenden der Wehrhaftigkeit

Eckdaten

Ort:Hirschengraben, 3008 Bern (BE)
Art:Personendenkmal
Einweihung:1897
Material:Bronze

Zum Denkmal

Der Berner Schultheiss und Feldherr Adrian von Bubenberg (1424–1479) ging als der Verteidiger von Murten in den Burgunderkriegen (1474–1476) in die Annalen und in das kollektive Gedächtnis ein. Für die seit 1300 eingesetzte territoriale Expansion der «Stadt und Republik Bern» zum mächtigsten und grössten Stadtstaat nördlich der Alpen bis 1798 war der Sieg 1475 in Murten entscheidend.

Die Verehrung von Bubenberg setzte bereits zu seiner Lebenszeit ein und wurde bis tief in das 20. Jahrhundert gepflegt. In zahlreichen historischen, literarischen und musikalischen Werken wurde er als selbstloser Held und Retter des Vaterlandes dargestellt, insbesondere in der Biografie von Rudolf von Tavel mit dem Titel «Ring i der Chetti» (1931). Erstellt wurde die Statue von Max Leu 1897 auf dem Bubenbergplatz. Wegen Umbauten wurde das Denkmal 1930 nach langen Debatten an den Hirschengraben verlegt, heute ein zentraler Verkehrsknotenpunkt. Die gegenwärtige Erweiterung des Bahnhofs wird wohl zu einer weiteren Verschiebung führen. Verewigt wurde Bubenberg in weiteren Denkmälern in Bern, Spiez und nahe von Regensburg.

Keiner zu klein, ein Bubenberg zu sein

Zumindest in Bern haben sich die Inschriften auf dem Sockel des Denkmals «so lange in uns eine Ader lebt, gibt keiner nach» und «mein Leib und Gut ist euer eigen bis in den Tod» in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben: Als Teil des Schulstoffs vermittelte das Bronzenstandbild bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgreich die Tugenden, die den republikanisch gesinnten Bürger auszeichnen: Mut, Tapferkeit, Vaterlandsliebe, Wehrhaftigkeit und Selbstlosigkeit. Ausser den Frauen, Sozialisten, Wehrdienstverweigerern und Pazifisten konnte sich um 1900 (und teilweise bis heute) jeder Berner, insbesondere die Buben, als kleinen Bubenberg verstehen.

«One man, one vote, one gun»

Der Stadtstaat Bern bezeichnete sich bis 1798 und erneut von 1815–1831 als «Republik». Weinige aristokratische, städtische Familien beherrschten jedoch politisch und ökonomisch die ländlichen Untertanen. Die Ausscheidung der Vermögen und Ländereien zwischen den aristokratischen Familien und den «einfachen» Bürgern zog sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: Die vorgenannte Inschrift «so lange in uns eine Ader lebt, gibt keiner nach» transportiert diese neue «Gleichheit» und kann als Versöhnung von Aristokraten und einfachen Bürgern, Offizieren und Soldaten und von Stadt und Land gedeutet werden. Insofern versinnbildlicht das Berner Bubenberg-Denkmal die Pfeiler des Republikanismus: «One man, one vote», oder auch: «One man, one gun, one vote.»

Quellen

Bewertungen

64%
würden das Denkmal so lassen.
36%
würden das Denkmal verändern.
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Kommentare (3)

  • Ueli Fuchser
    am 10.07.2021
    Wer ist ein eigentlich der Gestalter (Künstler) dieser Skulptur?
  • Roland Gerber, Stadtarchivar von Bern
    am 11.03.2021
    Das Bubenbergdenkmal bzw. der mit dem Denkmal geehrte Adrian I. von Bubenberg wird häufig als Symbol gewaltsamer "grossbernischer" Expansion Richtung Westen verunglimpft. Aus historischen Quellen wird jedoch ersichtlich, dass Adrian von Bubenberg im Widerspruch zu seinem Gegenspieler im Berner Rat Niklaus (II) von Diesbach ein defensives Vorgehen gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund befürwortete. Zur Diskussion stellen müsste man meiner Meinung deshalb die Gründe, warum man in Bern (wie überall in dieser Zeit) in Verzerrung zeitgenössischer historischer Überlieferung zu Ehren vermeintlicher Kriegshelden zahlreiche Reiter- und Standbilder aufstellte. Diese kritische Diskussion kann aber nur geführt werden, wenn die Denkmäler in ihrem ursprünglichen Zustand und am vorgesehenen Standort stehen bleiben. Kommentare und Erläuterungen zum Denkmal und zu den geehrten Persönlichkeiten können dem interessierten Publikum auf vielfältige Weise zugänglich gemacht werden (QR-Code am Denkmal für weiterführende Informationen im Internet, Social Media etc.)
Autor Dr. Markus Zürcher
Dr. Markus Zürcher
Generalsekretär SAGW
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