Dorothee Wyss (OW):
«Eine heiligmässige Frau»
Eckdaten
Ort: | 6072 Sachseln (OW) |
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Art: | Personendenkmal |
Einweihung: | 1991 |
Grösse: | 2.30 Meter |
Material: | Bronze |
Zum Denkmal
Ein Kind trägt sie auf ihrem Arm, zwei andere stehen dicht neben ihr und halten sich an ihrem Rock fest: so wird Dorothee von Flüe vom Luzerner Bildhauer Rolf Brem (1926–2014) dargestellt. Die Statue befindet sich im Schatten des Sachsler Kirchenturms und wurde von katholischen Bäuerinnen gestiftet.
Vom «normalen» Leben als Ehegattin und Mutter…
Sehr wenige handfeste Quellen liegen zum Leben der Dorothee von Flüe vor. Um 1430-32 als Dorothee Wyss in Obwalden geboren, heiratete sie um 1445/46 den Bauern Niklaus von Flüe von Sachseln (Obwalden). Aus dieser Ehe gingen fünf Töchter und fünf Söhne hervor. Als Ehefrau und Mutter hatte Dorothee die Aufgabe, dem Bauernhaushalt vorzustehen und sich um die Ernährung, die Vorräte, die Kleidung und die Kindererziehung zu kümmern, während ihr Gatte Aufgaben auf Hof und Feld übernahm.
…zur Frau eines Eremiten und alleinerziehenden Mutter
Aufgrund einer Vision beschloss Dorothees Ehegatte im Jahr 1467 nach einer Pilgerreise, in der Nähe seines Hauses eine Hütte zu bauen, in der er fortan als Eremit leben wollte. Dorothee gab ihm das Einverständnis dazu. Er verliess somit seine Familie und nahm den Namen «Bruder Klaus» an. Trotz Emeritentum interessierte sich Bruder Klaus weiterhin für weltliche Belange und erlangte sogar politische Bedeutung: Beim Abschluss des Stanser Verkommnisses von 1481 (Vertrag der acht alten Orte der Eidgenossenschaft) nahm er eine vermittelnde Funktion ein. Dorothee musste sich nach der Verabschiedung ihres Mannes mit Hilfe der Kinder nun ebenfalls um Hof und Feld kümmern. Auch spielte sie weiterhin eine Rolle im Leben des Bruder Klaus: Sie besuchte ihn in seiner Hütte und brachte ihm gelegentlich Nahrung für seine Besucher. Als Bruder Klaus im Jahr 1487 starb, war sie zugegen. Sie selbst verstarb vermutlich um 1494/95.
Heraus aus dem Schatten!
Seit den 1980er-Jahren wächst das Interesse an Dorothee von Flüe, die immer mehr aus dem Schatten ihres berühmten Ehegatten tritt. So nannte sie Papst Johannes Paul II. beim Besuch an Bruder Klaus’ Grab im Jahr 1984 «eine heiligmässige Frau». Dieses Interesse basiert grösstenteils auf der westlichen Überzeugung, dass Frauen und Männer gemeinsam Leben und Geschichte formen und gestalten. Gemäss Bruder Klaus geschah die Trennung von seiner Familie mit deren Einverständnis. Ohne Dorothees Unterstützung wäre Niklaus Lebensweg nicht möglich gewesen. Es stellt sich aber durchaus die Frage, inwiefern Dorothee wirklich die Wahl hatte: Konnte sie – als Frau im 15. Jahrhundert – ihrem Ehegatten den Wunsch nach einem Emeriten-Dasein verweigern? Als von Bruder Klaus äusserst fromme und gottesfürchtige beschriebene Frau ist ebenfalls unklar, ob sie sich dem «Ruf Gottes» widersetzen konnte oder wollte. Unbestritten ist jedoch, dass sie als verheiratete, jedoch alleinlebende und alleinerziehende Frau bemerkenswert gehandelt und viel Stärke gezeigt hat.
Quellen
- Beier, Hedwig: Dorothee Wyss – wer war sie? (aufgerufen am: 05.01.2021).
- Keune, Jacqueline: Dorothee Wyss, in: Website des Fördervereins Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss, (aufgerufen am: 05.01.2021).
- Sigrist, Roland: Flüe, Dorothea von, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.01.2005, (aufgerufen am: 05.01.2021).
- Walder, Ernst, Heinrich Stirnimann und Niklaus von Flüe: Flüe, Niklaus von, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.09.2017, (aufgerufen am: 05.01.2021).
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