Lö­wen­denk­mal Lu­zern (LU)

Lö­wen­denk­mal Lu­zern (LU):
Ein po­li­ti­sches Stück Stein als Tou­ris­ten­ma­gnet

Er­in­nert an… die am 10. Au­gust 1792 beim Tui­le­rien­sturm in Paris ge­fal­le­nen Schwei­zer­gar­dis­ten.

Eck­da­ten

Ort:Denk­mal­stras­se 4, 6002 Lu­zern (LU)
Art:Er­eig­nis­denk­mal
Ein­wei­hung:1821
Grös­se:10 x 6 Meter
Ma­te­ri­al:Sand­stein

Zum Denk­mal

Mark Twain schrieb 1880 in sei­nem Rei­se­be­richt «Bum­mel durch Eu­ro­pa», der Lu­zer­ner Löwe sei «das trau­rigs­te und be­we­gends­te Stück Stein der Welt». Der Löwe wurde 1821 im da­mals aus­ser­halb der Stadt ge­le­ge­nen, sump­fi­gen Wey-​Quartier er­baut und ist eines der äl­tes­ten er­hal­te­nen fi­gür­li­chen Denk­mä­ler der Schweiz. In­iti­iert (und be­zahlt) wurde es vom Lu­zer­ner Söld­ner und Aris­to­kra­ten Karl Pfyffer von Al­tis­ho­fen (1771–1840). Der dä­ni­sche Bild­hau­er Ber­tel Thor­vald­sen ent­warf den Löwen als Gips­mo­dell nach einem le­ben­den Mo­dell in Rom.

«Der Treue und Tap­fer­keit der Schwei­zer»

Das Denk­mal wurde ein prä­gen­des Ele­ment des tou­ris­ti­schen En­sem­bles in Lu­zern und er­lang­te bald in­ter­na­tio­na­le Be­rühmt­heit. Zahl­lose plas­ti­sche und bild­li­che Wie­der­ga­ben aus der Reisesouvenir-​Industrie zol­len dem po­pu­lä­ren Löwen Tri­but. Die 1894 auf dem Oak­land Ce­me­tery in At­lan­ta ent­hüll­te Skulp­tur «Lion of the Con­fe­der­a­cy» ist nach dem Vor­bild des Lu­zer­ner Löwen ge­stal­tet.

Der Li­te­ra­tur­his­to­ri­ker An­dre­as Bürgi sagte 2016: «Der Lu­zer­ner Löwe ist ein Denk­mal, von dem man nicht so genau wis­sen will, woran es ge­mahnt.» An was er­in­nert der Löwe also? Carl Pfyffer von Al­tis­ho­fen, ein re­ak­tio­nä­rer Lu­zer­ner Aris­to­krat und Lieu­tenant in Diens­ten des fran­zö­si­schen König Lud­wigs XVI., war in Lu­zern auf Ur­laub, als am 10. Au­gust 1792 meh­re­re Hun­dert sei­ner Gardisten-​Kollegen in Paris bei der Ver­tei­di­gung der Tui­le­rien ums Leben kamen. Nach meh­re­ren An­läu­fen und ver­schie­de­nen Vor­läu­fern kam das Pro­jekt eines Denk­mals für die Ge­fal­le­nen 1821 schliess­lich zum Ab­schluss, in einer Zeit re­stau­ra­ti­ver Ten­den­zen. Über dem Löwen ein­ge­meis­selt steht: «HEL­VE­TIO­RUM FIDEI AC VIR­TU­TI» («Der Treue und Tap­fer­keit der Schwei­zer»).

Das Denk­mal ist also Aus­druck der Re­stau­ra­ti­on, wel­che die vor­re­vo­lu­tio­nä­ren Zu­stän­de des 18. Jahr­hun­derts wie­der­her­stel­len woll­te, und wurde wäh­rend sei­ner Ent­ste­hung von vie­len als re­ak­tio­när oder un­pas­send an­ge­se­hen. Die­ser po­li­ti­sche Kon­text rück­te aber of­fen­bar rasch in den Hin­ter­grund. Schon die Tou­ris­ten des 19. Jahr­hun­derts kann­ten ihn bald nicht mehr so genau. Heute wird das Denk­mal neu ent­deckt – etwa in einem Pro­jekt der Kunst­hal­le Lu­zern und der Aus­stel­lung «Die dunk­le Seite des Löwen», die das Denk­mal als Pro­jek­ti­ons­flä­che auch für Dinge wie Wild­tier­han­del und mi­li­ta­ri­sier­ter Na­tur­schutz nutzt.

Quel­len

  • Bürgi, An­dre­as (2016): Eine tou­ris­ti­sche Bilderfa­brik. Kom­merz, Ver­gnü­gen und Be­leh­rung am Lu­zer­ner Lö­wen­platz, 1850–1914, Zü­rich.
  • Ge­sell­schaft für Schwei­ze­ri­sche Kunst­ge­schich­te (Hg.): Die Kunst­denk­mä­ler der Schweiz. Band II: Adolf Rein­le: Die Stadt Lu­zern. I. Teil, Basel 1953, S. 117–120.
  • Kunst­hal­le Lu­zern: Pro­jekt «Lö­wen­denk­mal21», www.lo­e­wen­denk­mal21.ch.
  • Twain, Mark: A Tramp Ab­road, Ka­pi­tel XXVI über den Lu­zer­ner Löwen.

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Autor Dr. Heinz Nauer
Dr. Heinz Nauer
Wis­sen­schaft­li­cher Re­dak­tor SAGW
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