Löwendenkmal Luzern (LU):
Ein politisches Stück Stein als Touristenmagnet
Eckdaten
Ort: | Denkmalstrasse 4, 6002 Luzern (LU) |
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Art: | Ereignisdenkmal |
Einweihung: | 1821 |
Grösse: | 10 x 6 Meter |
Material: | Sandstein |
Zum Denkmal
Mark Twain schrieb 1880 in seinem Reisebericht «Bummel durch Europa», der Luzerner Löwe sei «das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt». Der Löwe wurde 1821 im damals ausserhalb der Stadt gelegenen, sumpfigen Wey-Quartier erbaut und ist eines der ältesten erhaltenen figürlichen Denkmäler der Schweiz. Initiiert (und bezahlt) wurde es vom Luzerner Söldner und Aristokraten Karl Pfyffer von Altishofen (1771–1840). Der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen entwarf den Löwen als Gipsmodell nach einem lebenden Modell in Rom.
«Der Treue und Tapferkeit der Schweizer»
Das Denkmal wurde ein prägendes Element des touristischen Ensembles in Luzern und erlangte bald internationale Berühmtheit. Zahllose plastische und bildliche Wiedergaben aus der Reisesouvenir-Industrie zollen dem populären Löwen Tribut. Die 1894 auf dem Oakland Cemetery in Atlanta enthüllte Skulptur «Lion of the Confederacy» ist nach dem Vorbild des Luzerner Löwen gestaltet.
Der Literaturhistoriker Andreas Bürgi sagte 2016: «Der Luzerner Löwe ist ein Denkmal, von dem man nicht so genau wissen will, woran es gemahnt.» An was erinnert der Löwe also? Carl Pfyffer von Altishofen, ein reaktionärer Luzerner Aristokrat und Lieutenant in Diensten des französischen König Ludwigs XVI., war in Luzern auf Urlaub, als am 10. August 1792 mehrere Hundert seiner Gardisten-Kollegen in Paris bei der Verteidigung der Tuilerien ums Leben kamen. Nach mehreren Anläufen und verschiedenen Vorläufern kam das Projekt eines Denkmals für die Gefallenen 1821 schliesslich zum Abschluss, in einer Zeit restaurativer Tendenzen. Über dem Löwen eingemeisselt steht: «HELVETIORUM FIDEI AC VIRTUTI» («Der Treue und Tapferkeit der Schweizer»).
Das Denkmal ist also Ausdruck der Restauration, welche die vorrevolutionären Zustände des 18. Jahrhunderts wiederherstellen wollte, und wurde während seiner Entstehung von vielen als reaktionär oder unpassend angesehen. Dieser politische Kontext rückte aber offenbar rasch in den Hintergrund. Schon die Touristen des 19. Jahrhunderts kannten ihn bald nicht mehr so genau. Heute wird das Denkmal neu entdeckt – etwa in einem Projekt der Kunsthalle Luzern und der Ausstellung «Die dunkle Seite des Löwen», die das Denkmal als Projektionsfläche auch für Dinge wie Wildtierhandel und militarisierter Naturschutz nutzt.
Quellen
- Bürgi, Andreas (2016): Eine touristische Bilderfabrik. Kommerz, Vergnügen und Belehrung am Luzerner Löwenplatz, 1850–1914, Zürich.
- Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band II: Adolf Reinle: Die Stadt Luzern. I. Teil, Basel 1953, S. 117–120.
- Kunsthalle Luzern: Projekt «Löwendenkmal21», www.loewendenkmal21.ch.
- Twain, Mark: A Tramp Abroad, Kapitel XXVI über den Luzerner Löwen.
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