Der «Fixer» (ZH/LI):
Empörung von Zürich bis Vaduz
Eckdaten
Ort: | Bei der Künstlerin |
---|---|
Art: | Ereignisdenkmal |
Einweihung: | 1991 |
Grösse: | 2.60 x 0.7 x 0.7 Meter |
Material: | Cristallina Marmor |
Zum Denkmal
Lilian Haslers «Fixer» ist wohl eines der kontroversesten Denkmäler der Schweiz. So kontrovers, dass der Fixer aus Stein mehrmals umziehen musste und sich letztendlich wieder im Besitz der Künstlerin befindet. Doch gehen wir zurück an den Anfang.
In den 80er- und 90er-Jahren müht sich die Politik mit der Realität ab, dass Zürichs «Needle-Park» am Platzspitz nicht nur die grösste, sondern wohl auch die bekannteste offene Drogenszene Europas ist. Mitten in dieser Heroinkrise entwirft die liechtensteinisch-schweizerische Bildhauerin Lilian Hasler ein Werk, das als Kommentar und Erinnerungsmal für jene stehen soll, die in dieser Krise untergehen: die sogenannten «Fixer». Während einer Demonstration im Herbst 1992 wird das Erinnerungsmal am Eingang zum Platzspitz in Zürich aufgestellt, sehr zum Missfallen bestimmter Kreise und der Behörden, die das Denkmal nur für kurze Zeit akzeptierten.
Ein Fixer im Städtle
Zwei Jahre später wandert der Fixer ins Fürstentum Lichtenstein aus und findet ein neues Zuhause in Vaduz, zwischen Engländerbau und Kunstmuseum. Doch auch hier ist es nicht willkommen, dieses Mahnmal für die Ausgestossenen, entfacht Kontroversen und wird hin und her geschoben, wie es sich gehört für etwas, das man lieber aus den Augen und aus dem Sinn verbannen will. Zahlreiche Lesebriefe drücken den Unmut der Bevölkerung aus und bestehen darauf, dass der Fixer im beschaulichen Vaduzer Städtle fehl am Platz sei. 1997 wird die Skulptur von der Regierung entfernt und auf eine Bauschutt-Deponie vertrieben, worauf mehrere kürzere Aufenthalte folgen, unter anderem im Garten eines Polizisten und bei einer Privatperson in Winterthur. Seit 2014 befindet sich der Fixer wieder bei der Künstlerin.
Die Rolle der Kunst
Ein Kunstobjekt mit einer Geschichte wie die des Fixers eignet sich besonders gut dafür, über Denkmäler und, vor allem, über deren Rolle im öffentlichen Raum zu reflektieren. Ist es nicht interessant, dass Statuen von Kolonialprofiteuren nur selten hinterfragt werden, aber ein Mahnmal für Suchtkranke so grosses Aufsehen erregt? Wieso wird der Fixer wiederholt aus dem öffentlichen Raum verbannt, während Sklavenhändler bleiben dürfen? Wollen wir mit Statuen etwa nicht unsere Geschichte hinterfragen, sondern sie nur beschönigen? Was sind unsere Erwartungen an Denkmäler im öffentlichen Raum? Welche Funktionen haben sie inne?
Die Künstlerin Lilian Hasler zeigt sich derweil nicht verbittert ab der Ablehnung «ihres» Fixers. In einem Interview von 2007 sagte sie: «Ich habe etwas ausgelöst, und das ist es, was ich will» (Köpfli 2007). Tatsächlich sollte der Fixer nicht das einzige ihrer Werke bleiben, das aus dem öffentlichen Raum verbannt wird: Im Herbst 2014 erlitten ihre «Sphingen» dasselbe Schicksal und mussten ihren Standort in Eschen (FL) nach einigen Kontroversen wieder verlassen.
Quellen
- Becker, Damian: Als ein «Fixer» für Aufregung sorgte, in: Liechtensteiner Vaterland, 23.10.2020, (abgerufen am 01.02.2021).
- Köpfli, Janine: Porträt Lilian Hasler. Von Wasserbrüsten und Brustbomben oder der künstlerische Auftrag, etwas auszulösen, in: KuL, 25.03.2007, S. 17-19, (aufgerufen am: 17.12.2020).
- SRF: Fixer-Denkmal (Video, 3.56 Minuten), in: 10vor10, 12.06.1997, (abgerufen am 17.12.2020).
Bewertungen
Wie bewertest Du die 24 Schweizer Denkmäler? Jetzt das Denkmal-Spiel spielen.
Yarasa
am 19.09.2021