Willhelm Tell (UR)

Willhelm Tell (UR):
«Si hei der willhelm täll ufgfüehrt im löie z'nottiswil»

Erinnert an… die Schweizer Nationallegende von Wilhelm Tell

Eckdaten

Ort:Rathausplatz Altdorf, 6460 Altdorf (UR)
Art:Allegorie
Einweihung:1895
Grösse:4 Meter
Material:Bronze

Zum Denkmal

Auf dem Rathausplatz vor dem Türmli steht eines der bekanntesten Denkmäler der Schweiz und wohl darüber hinaus: Der Wilhelm Tell mit seinem Sohn Walter, die berühmte Armbrust schulternd, der einen Berg herabsteigt. Das Ensemble wurde vom Solothurner Bildhauer Richard Kissling zwischen 1882 und 1895 geschaffen. Es steht vor einem Wandgemälde von Hans Sandreuter, das eine Alpszenerie kreiert. Das «Türmli» war ein mittelalterlicher Wohnturm, der im 16. Jahrhundert in einen repräsentativen Wachtturm der Gemeinde umgewandelt wurde.

1307 oder 1291: Gründungsmythos vs. Urkunde

Das Tell-Denkmal ist der Kulminationspunkt schlechthin für die Schweizer Nationallegende um Wilhelm Tell und die Befreiungstraditionen. Das zeigt sich bereits in seiner Entstehungsgeschichte: Die Altdorfer Regierung entschied sich, den Sockel mit der Jahreszahl 1307 zu versehen. Damit verwies sie auf den Rütlischwur vom 8. November als Gründungsdatum der Eidgenossenschaft, wie es in der Mitte des 16. Jahrhunderts durch den Chronisten Aegidius Tschudi datiert worden war. Dies, obwohl die eidgenössischen Räte basierend auf dem Bundesbrief von 1291 bereits 1890 den 1. August als Gründungstag deklarierten und für 1891 eine 600-Jahr-Feier beschlossen hatten. Das Altdorfer Telldenkmal hätte bereits in die Festlichkeiten integriert werden sollen, dessen Fertigstellung verzögerte sich allerdings.

Beide Jahrzahlen manifestieren unterschiedliche Perspektiven: 1307 steht für die revolutionäre Befreiungstradition, die durch Schillers Wilhelm Tell wirkmächtig verbreitet wurde. 1291 und der Bundesbrief suggerieren hingegen eine «Staatsgründung» per Urkunde. Die Altdorfer entschieden sich offenbar für die ältere Tradition des Rütlischwurs: Der Wilhelm Tell verkörpert denn auch den tatkräftigen, wehrhaften und entschlossenen Mann, der sich auf den Weg macht, der Unterdrückung durch den habsburgischen Vogt entgegenzutreten.

Das Nachspiel

Der Altdorfer Tell hat sich nachhaltig im Gedächtnis der Schweiz verankert, nicht zuletzt auch durch die Tradition der Tellspiele seit 1912. Das Bild des entschlossenen Mannes und fürsorglichen Vaters findet sich in unzähligen Variationen und Varianten. Sicher auch eine Rolle dürfte die Darstellung Ferdinand Hodlers des Wilhelm Tells von 1897 gespielt haben. Die Armbrust wandelte sich im 20. Jahrhundert zum «Swissness-Symbol», indem es seit 1931 das Schweizer Ursprungszeichen darstellt. 

Und heute? Offenbar glaubten anlässlich einer zum 200-jährigen Bühnenjubiläum von Schillers Tell 2004 durchgeführten Schweizer Umfrage rund 60 Prozent der Teilnehmenden, dass Tell wirklich gelebt habe. Was Schweizerinnen und Schweizer noch mit Tell in Verbindung bringen, muss heutzutage offen bleiben – also: Jedem sein Mythos, auch derjenige der Freiheit, die uns Tell gebracht haben soll. Oder, wie es Mani Matter formulierte: «Sy würde d'freiheit gwinne, wenn sy däwäg z'gwinne wär».

Quellen

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77%
würden das Denkmal so lassen.
23%
würden das Denkmal verändern.
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Autor
Dr. Beat Immenhauser
Stv. Generalsekretär SAGW
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