Denkmal

AUSSER KONKURRENZ: Der Denkmal-Friedhof

Eingabe 62_HB | Museumsdirektor*in

Begründung

Idee

Menschen, die in der Öffentlichkeit eine herausragende Rolle spielen, werden zu Lebzeiten – manchmal noch darüber hinaus – besonders geschätzt, beachtet, ausgezeichnet oder sie bleiben übersehen, nicht wahrgenommen oder beiseite geschoben. Nicht verhandelbar ist die Lebenszeit. Wer gestorben ist, ist nicht mehr und erhält eine letzte Stätte auf dem Friedhof oder verzichtet darauf und lässt sich in den Wind streuen.

Es wäre erleichternd, wenn mit Denkmälern gleich verfahren werden könnte. Denkmäler sind Monumente einer Zeit. Sie sagen oft mehr aus über die Zeit, in der sie entstanden sind, als über die Persönlichkeiten, die sie darstellen. Ein Denkmal fällt früher oder später aus der Zeit und wird Stadtmobiliar, was eine städtebauliche Qualität sein kann, aber nicht viel mit der ursprünglichen Denk-mal-Qualität zu tun hat. Insofern ist es nicht mehr als logisch, Denkmäler, die vom Bedeutungstod ereilt worden sind, zu bestatten beziehungsweise sie auf den Denkmalfriedhof zu bringen.

Das hat drei Vorteile:

  1. Ein «gestorbenes» Denkmal macht Platz für ein neues Denkmal, das wiederum einem Bedürfnis der Gegenwart entspricht (das Denken oder Gedenken anzuregen) oder der frei gewordene Platz bleibt einfach leer. Denkmäler sollen dadurch ihr Denk-mal-Potenzial zurückerhalten und nicht einfach baukulturelle Ewigkeitspositionen darstellen.
  2. Der Friedhof hebt das alte Denkmal nicht auf, sondern weist ihm einen neuen Platz zu. Den Platz des aus der Gegenwart gefallenen Denkmals. Das Denkmal wird weder relativiert, noch schlecht geredet, noch umgedeutet oder verunstaltet. Es existiert weiter, aber als «gestorbenes» Denkmal und Kulturerbe. Als ein Denkmal, das über keinen Gesellschaftsvertrag mehr verfügt, sondern «gewesen» ist.
  3. Die «gestorbenen» Denkmäler formulieren als Kollektiv mit der Zeit einen neuen Mehrwert. Sie sind Zeugen vergangener Gegenwarten und sind als das, wie die Gräber berühmter Zeitgenoss:innen auf den Friedhöfen vergangener Jahrhunderte, selbst ein Baudenkmal – eines der Gegenwart.

Spielregeln

Über die Spielregeln, wer welche Denkmäler für den Friedhof vorsieht und wo dieser Wechsel dann auch vollzogen wird, sind unterschiedliche Prozesse denkbar. Ob es 10 000 Unterschriften und eine Abstimmung braucht oder ob alle 10 Jahre Baukultur-Expert:innen die Denkmäler einem Lebenszeit-Check unterziehen und Friedhofskandidaten evaluieren – hier sind verschiedene Wege denkbar.

Sinnvoll wäre es, die Prozesse für eine Auslagerung eines aus der Zeit gefallenen Denkmals und für die Errichtung eines neuen Denkmals zu verknüpfen. Allein die Diskussion um die mögliche Verfrachtung würde mehr Sinn produzieren als die pure Werterhaltung eines Denkmals.

Orte

Die grossen städtischen Friedhöfe (zum Beispiel der Schosshalden-Friedhof in Bern) hätten Platz für ein solches Projekt. Vielleicht könnten Denkmäler, die meist auf repräsentativen Plätzen der Innenstadt standen, zu ihrem Lebensende auch in Wohnquartiere umziehen. Im Falle Berns: nach Bümpliz oder Wabern oder ins Wyssloch, in der Nähe des Zentrums Pauls Klee.

Anmerkung der Redaktion

Da es sich um eine allgemeine Idee für den Umgang mit Denkmälern handelt und keine Visualisierung dabei ist, gilt der Beitrag nicht als Wettbewerbseingabe und kann weder den Jury- noch den Publikumspreis gewinnen. Dennoch soll er hier sichtbar sein. 

nach oben